Die TorTour de Ruhr in 30:59 Stunden gerockt …

TorTour de Ruhr 2014 - Ziel Rheinorange (Foto: Helmut Hanner)

Unser Kollege Markus Schubath hat sie geschafft, die TorTour de Ruhr, die ihrem Namen diesmal alle Ehre machte!

Am heißen Pfingstwochenende (bis 36°) ging es über die 230 Kilometer von der Ruhrquelle bei Winterberg bis Duisburg zum Rheinorange. Während über die Hälfte der 70 eingeladenen Ultraläufer abbrechen mussten, kam er als einer von nur 33 Ultraläufern nach rund 30:59 Stunden in Duisburg an und belegte dabei sogar noch den 4. Platz.

Das ganze team digital gratuliert ihm zu diesem Erfolg.

Nach dem Lauf mit einer Zielzeit unter 32 Stunden steht nun die „endgültige“ Spendensumme für die Grebenhainer Kinderhilfe fest.

• 2065,- EUR sind insgesamt zusammengekommen.

Seine „kurze“ Nachlese zum Lauf …

Pfingstsamstag gegen 4:30 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Winterberg zur Ruhrquelle. Dort angekommen gab es erst mal große Begrüßungsszenen mit den „üblichen Verdächtigen“ die man schon von vielen Ultraläufen her kennt. Man kann fast eine Stunde mehr Zeit für so einen Lauf im Vorfeld einplanen. Man kennt sich und begrüßt jeden erst mal herzlich und redet einige Worte miteinander.

Danach wurden die letzten Vorkehrungen für den Lauf getroffen. Fertig anziehen, Füße einschmieren, Schuhe richtig schnüren, Fahrrad mit dem notwendigen Proviant für die ersten 30 Kilometer bestücken, und was man sonst noch so vor einem Lauf macht. Wichtig an diesem Tag war natürlich auch schon um diese Zeit ordentlich Sonnencreme aufzutragen. Das alles ging sehr routiniert und locker über die Bühne.

Anschließend ging es zum Check-In direkt an die Ruhrquelle. Auch hier wieder reges aber ruhiges treiben. Jeder Läufer bekam seinen Starterbeutel und Armbändchen mit Startnummer und Mobiler-Nummer vom „Race-Direktor“ Jens Vieler, sodass man diese auch immer griffbereit hatte, sollte man sie während des Laufes einmal benötigen, z.B. um mitzuteilen, dass man aus dem Lauf aussteigt oder den Weg nicht mehr findet.

Eine Überraschung hatte Jens noch für uns parat! Martin Steffen (www.martinsteffen.de), einer der angesehensten Sportfotografen im Lande. Martin hat die Läuferinnen und Läufer der 230er Strecke mit Vorher-Nachher-Fotos abgelichtet. Dafür kam er Samstag ab 7 Uhr zum Start an die Ruhrquelle und am Sonntag zum Ziel ans Rheinorange in Duisburg. Diese Fotos sind für Martin eine Art Projektarbeit, die er auch bei renommierten Wettbewerben wie dem World Press Photo Award einreichen möchte. Man darf gespannt sein.

Nach Check-In und Vorher-Foto, so gegen 7:50 Uhr, kamen alle Läufer und Crew-Mitglieder zusammen. Jens Vieler rufte uns mit Hells Bells von AC/DC zum Briefing und gab einige Hinweise zur Strecke, den Umleitungen und so weiter.

Mit einem Zitat von Chris Kostman (Badwater135) …

„Passt auf euch auf, 
passt aufeinander auf, 
passt auf eure Crews auf, 
so dass sie auf euch aufpassen können!“

… und dem darauf folgenden „Highway to Hell“ von AC/DC startete Jens die TorTour de Ruhr 2014 und die Läufer gingen mit ihren Crews auf die Strecke Richtung Rheinorange.

Die ersten 10 – 15 Kilometer hatte man noch Zeit für das ein oder andere Gespräch, danach zog sich das Feld schon ziemlich auseinander. Bei Kilometer 30 gab es den ersten Verpflegungspunkt an einer Bäckerei, die uns mit Belegten Brötchen, Stückchen, Kaffee, Tee, Obst und Gemüse versorgte.

Die Strecke wurde danach flacher und die schattigen Plätze weniger. Der nächste VP wäre nun eigentlich erst nach 50 Kilometern gewesen. Auf Grund der Hitze wurde entschieden bei Kilometer 55 nochmals einen kleinen VP einzurichten. An diesem VP hatte ich eine kleine Schwächephase, die aber nach kurzem frisch machen und durchatmen schnell wieder vorbei war und es normal weiterging.

Der nächste Stopp kam dann mit Kilometer 82, der auch gleichzeitig Start der Teilnehmer der 100Meiler war, die um 18 Uhr auf die Strecke geschickt wurden. Bei Kilometer 75 habe ich mir an einem Brunnen nasse Füße geholt, was natürlich suboptimal war und so nutze ich diesen VP zum Schuh und Sockenwechsel sowie zum Kohlenhydrate auftanken mit einer ordentlichen Portion Nudeln mit Tomatensauce.

Danach ging es weiter, es wurde langsam dunkel, dementsprechend kühler und man konnte etwas schneller laufen. Der nächste größere Halt kam dann in Hagen bei Kilometer 130, der dann auch der Startpunkt für den „Bambinilauf“, die 100 Kilometer, war. Hier gab es einen tollen Empfang mit einer „Kerzen-Schneise“, die einen direkt zum Eingang führte. Leider gab es vor Hagen eine Umleitung, die uns zusätzliche rund 5 Kilometer bescherte.

Es war mittlerweile schon etwa 1 Uhr in der Nacht und ab hier begleitete dann wieder Jörg mit dem Fahrrad bis zum nächsten Stopp in 30 Kilometern, am Kemnader See (VP155). Leider hatten wir uns vor dem Kemnader See ein kleines Stück verlaufen, was ich aber voll und ganz auf meine Kappe nehmen muss. Da ich die Strecke noch vom Bambinilauf 2012 ein wenig in Erinnerung hatte, war ich felsenfest der Meinung wir müssen an einer gewissen Stelle rechts laufen. Leider war dies ein Irrtum, was aber nicht weiter tragisch war und nur ein wenig Nerven gekostet hat.

An diesem VP erfuhren wir erstmals, dass schon über 30 Läufer aus dem Feld aus verschiedenen Gründen ausgeschieden sind. Hauptsächlich lag das sicherlich an der Hitze vom Samstag.

Für uns hieß es nun weiter auf die letzten 70 Kilometer. Anja übernahm jetzt bis zum Rheinorange die Radbegleitung.

Die nächsten Kilometer bis zum VP 174 vergingen irgendwie wie im Flug. Es war noch relativ kühl, der Streckenabschnitt führte zunächst am See und dann meistens direkt an der Ruhr entlang, wo es dann sehr viel zu sehen gab und gut ablenkte.

VP 174, Rollis „Wat Läuft“ VP, war wie ein großer Bahnhof mit reichlich Zuschauern, die einen so richtig anfeuerten und für die letzten Kilometer Mut zusprachen. Rolli ist unser „Dealer“, der die Ultra- und Traillauf Szene mit allem was das Läuferherz begehrt versorgt. Daher waren auch viele Lauffreunde an diesem VP, mit denen man dann auch nochmal das ein oder andere Wort wechseln konnte.

Martin Steffen, der Sportfotograf, war zu diesem Zeitpunkt auch am VP und schoss das ein oder andere Foto. Er war völlig erstaunt, wie gut wir nach rund 24 Lauf-Stunden und den bereits gelaufenen 174 Kilometern noch aussehen.

Gefühlt kann ich diesen Eindruck auch voll bestätigen. Ich war voll da, es gab keinerlei Körperliche Probleme, weder Muskulär noch Blasen noch sonst irgendwie. Einzig die Aufnahme von Essen war schwierig, da man nicht mehr so richtig wusste, was man zu sich nehmen möchte.

Nun ging es zum vorletzten VP, dem „nur noch Marathon“ VP am Baldeneysee. Die Sonne kam wieder mehr raus und es wurde entsprechend wärmer.

Auch dieses Teilstück bis zum VP 188 verging wieder relativ  kurzweilig. Anja und Jörg luden hier nochmal das Fahrrad voll. Jörg machte sich dann auf den Weg zum Rheinorange, um uns dann mit dem Fahrrad wieder entgegen zu kommen, so dass wir die letzten 15 Kilometer gemeinsam verbringen konnten.

Leider machte ich an diesem VP einen kleinen Fehler, der sich kurzfristig „rächen“ würde. Ich setze mich kurz hin, um etwas zu trinken und zu essen. Anscheinend hat das mein Körper nicht so richtig vertragen und der Kreislauf war anschließend etwas durcheinander, sodass ich erst mal ein Stück, ca. 1 Kilometer, gehen musste. Anja gab mir hier ein Karamalz und ich nahm ein halbes RedBull, danach ging es wieder aufwärts und es lief wieder.

Hier war auch der Zeitpunkt, wo ich das erste Mal wegen der Spendenaktion anfing zu rechnen, bis wann man denn in Duisburg ankommen könnte. Es war so gegen 10:15 Uhr und noch 42 Kilometer zu laufen. Für unter 32 Stunden waren noch 5:45 Stunden Zeit. Das hat mich dann anscheinend nochmal richtig gepusht.

Nun ging es erst mal noch zum legendären letzten VP 207. Legendär deshalb, weil man sich da am liebsten einnisten möchte. Da gibt es dann Dinge wie Waffeln, Rosmarin Kartoffeln mit Kräuterquark, diverse Vegetarische Köstlichkeiten, Melone, Erdbeeren, Suppen und und und … also quasi ein Kalt-Warmes Buffet zum Abschluss.

Nachdem wir uns dort ein wenig verköstigt haben, ging es auf die letzten 23 Kilometer. Man konnte das Rheinorange schon erahnen, vom Kopf her war alles gut, der Körper war voll da und so langsam machte sich ein erstes Grinsen breit.

Ich weiß nicht was passiert ist aber anscheinend hat sich in mir ein Schalter umgelegt, der gesagt hat lauf, egal wie. Die letzten rund 15 Kilometer liefen dann auch einfach wie am Schnürchen. Cola, Karamalz, kaltes Wasser auf Unterarme und Kopf wirkten anscheinend Wunder. Wenn man dann dem Ziel immer näher kommt, entlockt es einem nie gekannte Reserven. Die Sonne war zu diesem Zeitpunkt wieder voll da, was aber nichts mehr ausgemacht hat. Ich glaube ich war wie in einem Tunnel mit dem Blick Richtung Rheinorange.

Ca. 5 Kilometer vor dem Ziel stieß ein Laufkollege, wir kennen uns vom #twitterlauftreff, zu uns und begleitete uns zu Fuß bis zum Rheinorange. Er schaut auf seine Uhr und sagte nur „du weißt, dass du hier gerade im 5:50er Schnitt läufst?“. Ich konnte es kaum fassen, denn es lief wie von selbst.

Und dann war es endlich soweit … ca. 1,5 Kilometer vor dem Ziel kann man erstmals das Rheinorange erblicken. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, dann kommen irgendwie ewig dauernde Meter bis man dort ankommt, die Gedanken explodieren förmlich und man kann es kaum glauben, die 230 Kilometer geschafft zu haben.

Bereits angekommene Läufer und Helfer jubeln einem zu, Jens Vieler holt einen auf den letzten Metern ab und begleitet noch ein Stück bis zum Orange. Dann der Augenblick des Anschlags, die Glückwünsche von Jens mit dem Satz „du bist Vierter“ … einfach unbeschreiblich!

Danach wurde erst mal die Crew geherzt und versucht den Augenblick zu genießen. Martin Steffen machte seine „Nachher-Fotos“ und dann musste ich mich erst mal ans Rheinorange setzen und ein paar Minuten „runterfahren“ und versuchen zu genießen.

Wir hielten uns noch eine Weile am Rheinorange auf, bevor es dann in das Hostel nach Oberhausen ging. Dort wurde erst mal geduscht, eine einzige kleine Blase geöffnet (sonst gab es keinerlei Blessuren) und ein 30 Minütiges Nickerchen gemacht. Abends musste ja groß gefeiert werden 😉

Im Hostel saßen wir dann im Biergarten und es trudelten nach und nach weitere Läufer ein, die alle bejubelt wurden. Gegen 22:30 Uhr kam dann auch Jens Vieler und begann mit der Siegerehrung. Es gab zahlreiche Läufer-Gespräche, bevor wir dann so gegen 0:30 ins Bett sind.

Am Montagmorgen wurde dann noch gemeinsam gefrühstückt, bevor es dann gegen Mittag wieder Richtung Heimat ging.

Fazit zum Lauf

Es war ein (fast) perfekter 230 Kilometer Lauf, den ich so schnell nicht vergessen werde. Es gab zwei Tiefen, die dank meiner Crew sehr schnell vorüber waren. Die Hitze machte mir Gott sei Dank weniger zu schaffen, als ich im Vorfeld gedacht hatte. Der Lauf war definitiv kein „Kindergeburtstag“, was man an über 50% Ausfallquote ablesen kann. 230 Kilometer ist eine Sache, die Hitze an Pfingsten war hier eine ganz andere Sache, was es uns nicht leichter gemacht hat. Man kann Jens Vieler eigentlich nur danken, dass er es uns ermöglicht an so einem Event teilzunehmen.

Im Grunde würde ich im Nachhinein sagen: „alles richtig gemacht“. Gute Vorbereitung war hier sicherlich das A und O. Es hat an den beiden Tagen gepasst und letztendlich hatte ich sicherlich auch ein wenig Glück mir keine großen Blasen zu laufen, einen Sonnenbrand zu holen oder sonst irgendwelche Probleme einzufangen … und vor allem hat auch der Kopf mitgemacht, was auf solchen Distanzen sehr sehr wichtig ist.

Foto: Helmut Hanner

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